veröffentlicht im Gemeindebrief der Nordkirche - Kirchengemeinde Warin-Bibow-Jesendorf
Ausgabe 03/2024
Bald ist es wieder soweit: Landauf, landab werden die größten Zucchini, die dicksten Kartoffeln, die schwersten Kürbisse geerntet, bestaunt, prämiert. Diejenigen, die mit einem grünen Daumen gesegnet sind, jubeln: Kommt und seht, welch reiche Ernte wir einfahren konnten! Gott sei Dank!
Beschämt stehe ich ein weiteres Mal zu Erntedank vorm Hochbeet in meinem Garten. Auch in diesem Jahr ist es mir nicht gelungen, etwas anderes als Unkraut heranzuzüchten. Ich blicke auf meine leeren Hände. Ach Herr...!
Die vielen Gesichter der Ernte
Doch halt! Dürfen, ja sollten wir Erntedank nicht zum Anlass nehmen den Blick über unseren Gemüsegarten hinaus zu richten? Säen, ernten, danken – das kann viele Gesichter haben!
Da ist das ein neues Projekt, das beginnt Früchte zu tragen.
Da ist die nette Bekanntschaft, die zur Freundschaft heranwächst.
Da ist eine unscheinbare Gelegenheit, die sich als einzigartige Chance entpuppt.
Meine Hände sehen zu Erntedank doch nicht ganz so leer aus... Ob ich noch mehr ernten kann? Ich drehe meine Handflächen zum Himmel.
Und spüre in meiner rechten Hand, dass Gott über den Sommer eine Saat aufgehen ließ, die zwar nicht für mich, sondern für einen Nächsten fruchtbar war:
Da ist ein Wort, das ich gesprochen habe und welches einem Freund Mut gemacht hat.
Da ist ein Text, den ich geschrieben habe und der einem Leser zur Inspiration gereichte.
Da ist ein Lied, das ich gesungen habe und durch das ein verwundetes Herz Trost fand.
Dann blicke ich in meine linke Hand. Es kribbelt; ich konnte sogar einiges ernten ohne gesät zu haben:
Da ist die Freude über ein Buch, das mir zur rechten Zeit über den Weg lief.
Da ist die Dankbarkeit für hilfsbereite Nachbarn, auf die im Notfall Verlass ist.
Da ist das Glück, einen weiteren Tag in Frieden leben zu können.
Ach Herr, wie bin ich reich!
Lasst uns zu Erntedank schauen auf alles, was wir – bewusst und unbewusst – gesät, geerntet oder auch geschenkt bekommen haben und dies gemeinsam bejubeln:
Kommt und seht, welch reiche Ernte wir einfahren konnten! Gott sei Dank!
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